Brothers in Arts...

...oder: Wie beschreibt man jemanden, der Kunst ist? Worum geht es? Um ein Buch. Ein Leben. Einen Menschen. Es geht um Roland Reber.

Roland Reber psst rezension

Vom WTP Verlag bekam ich das Buch "psst ..." zugesandt. Ein Buch von, mit und über Roland Reber, den künstlerischen Tausendsassa, der mich in den 18 Jahren, die ich ihn nun kenne, häufig inspirierte. Wir trafen uns nur selten, da uns viele Kilometer trennten, aber wenn, dann baute sich sofort eine ungeheure Energie zwischen uns auf. Ich habe das stets genossen. Wir haben nie viel über das "Früher" gesprochen, sodass mir dieses Buch mit seiner intensiven Retrospektive die Chance gibt, Fragen beantwortet zu bekommen, die ich nie gestellt habe.

Eigentlich ... ja, eigentlich wollte ich das kleine Büchlein nur schonmal vorab durchblättern. Mache ich immer so, wenn was Neues auf den Tisch kommt. Wie fühlt es sich an, wie riecht es, wie klingt es beim Umblättern. Ich lasse meinen Blick über Seiten schweifen, scheinbar zufällig fokussiere ich dann Texte, Bilder, Zeilenumbrüche... nur kurz. Später dann lese ich. Das dauert so fünf bis zehn Minuten. Drei Stunden später fiel mir ein, dass ich eigentlich noch zu arbeiten hatte und dass vom Blättern der S.U.B. (Stapel ungeschriebener Bücher) nicht kleiner wird. 

"psst ..." kommt als ein handwerklich gut gemachtes 13 x 21 cm - Hardcover daher, das dem Käufer auf knappp 300 Seiten zusätzlich viele multimediale Angebote offenbart. Es ist gut zu händeln, lässt sich ohne Spinecrack hervorragend aufklappen und übersteht mehrmaliges Lesen sicher unbeschadet. Editiert und gestaltet wurde es hauptsächlich von Mira Gittner und Antje Nikola Mönning, den Inhalt bestimmte Roland durch Präsenz und Anweisung, denn zur Zeit der Entstehung des Buches war er ja bereits durch seine schwere Erkrankung stark eingeschränkt. Einen Tag, bevor das Buch in den Druck ging, verließ Roland diese Welt. Ich hätte es ihm von Herzen gegönnt, dieses Werk noch selbst in Händen zu halten.

ich geb dir einen ratschlag mit,
weil ich dich gar so lieb.
wenn ich einmal geh
und komm nicht zurück,
dann halte mich nicht bei der hand.
sag: " na und? soll er doch gehn.
s'ist eh nur ein komödiant ! "
(Roland Reber 1975; psst ... S.19)

Das ist Reber. Man meint, er habe den gesamten Lauf der Dinge bereits erahnt, gesehen, gescriptet. So lässt auch Mira ihn gehen, die Hand nicht haltend, jedoch auch nicht, ohne zumindest einen Fingerabdruck dieses großen Geistes mit Druckerschwärze aufs Papier zu bannen. Eine großartige Leistung des gesamten Teams WTP.

Das biografisch anmutende Buch selbst besticht durch eine einzigartige Collage von Fotos, Texten, Faksimiles und sogar Verbindungen zu Tonaufnahmen (z.B. https://wtpfilm.com/haette). Der verlinkte gesprochene Text, den ich recht zufällig auswählte, traf mich wie ein Hammerschlag. Er sprach genau das aus, was ich gerade dachte, denn ich werde zu Rolands Grab nicht reisen können. Ja, dieses Buch weckt ohne Frage sofort Emotionen und es wird damit dem Anspruch gerecht, den Roland grundsätzlich an sein Wirken hatte, nämlich damit zu bewegen. Das gelang ihm stets gut und es gelingt ihm noch immer. So geht Unsterblichkeit.

Das Buch gewährt viele intime, private und besonders pittoreske Einblicke in das Leben und Wirken eines kompromisslos kreativen Geistes, der uns über seinen physischen Tod hinaus noch so viel zu sagen hat. Diese literarische Zeitreise ist eines der Werke, die man nicht mal eben durchliest und dann ins Regal stellt wie ein triviales Unterhaltungswerk. Ich werde es in meiner Küche auf der Eckbank liegen haben, um immer mal wieder morgens beim Kaffee zu versuchen, mit der Lesebrille einige der handschriftlichen Notizen zu entziffern, die dieses Buch zu einem Erlebnis machen.

Mit Roland Reber ist einer der großen Präkursoren ungebändigter Kreativität gegangen. Er hat so viele Geister befruchtet, beflügelt und animiert, dass es müßig wäre, dies aufzuzählen. Ich kann für mich sagen: Ich gehöre zu diesen Geistern, die an seiner enormen Energie partizipieren durften. Mein Freund Roland wird immer Teil meines Schaffens sein.

Abschließend sei gesagt: Danke, Roland, für dein Leben. Ich bin froh und stolz darauf, dass es diese Berührungen zwischen uns gab. In meiner Erinnerung lebst du fort. Wir sehen uns auf der anderen Seite.

-Clayton Husker-

 

 

 

 

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