Blackout - Stromlos heizen im Notfall

Ach, wird schon nichts passieren. Wie? Die Heizung ist kalt? Licht geht auch nicht? Aber wir haben doch bezahlt. Was ist denn da los? Kein Handyempfang. Langsam wird es kalt in der Wohnung.

Notfallheiztungen

Steigende Energiepreise, drohende Stromausfälle, Engpässe, Lastabwürfe - ich als "Homer Prepper" habe mir darüber natürlich auch Gedanken gemacht. Okay, passierts im Sommer, alles halb so schlimm. Geheizt wird nicht und kochen funktioniert auch auf dem Grill, selbst als Urban Prepper schafft man es, mit seinen Vorräten eine gute Zeit lang über die Runden zu kommen. Aber wenn uns - wider Erwarten - nun doch der Winter ereilt und ein Besuch von Väterchen Frost ins Haus steht - was machen wir dann? Lagerfeuer aus dem Bestand der Brockhausbibliothek im Wohnzimmer entfachen, kommt bei der Nachbarschaft im Allgemeinen nicht so gut an.

HEIZUNG OHNE STROM

Die Möglichkeiten, einen bestimmten Rauminhalt auf erträgliche Temperatur zu bringen, also tagsüber auf mehr als 15°C, sind verschieden und in ihrem Nutzen sehr stark von der Örtlichkeit abhängig.

1) Home Prepping - das eigene Haus.

Wer ein EFH im Eigentum auf dem Lande bewohnt, steht in der Pole Position und hat gute Karten, selbst einen strengen Winter mit totalem Zivilisationsausfall durchzustehen.

Ich selbst bewohne ein im Familienbesitz befindliches Haus in einem kleinen Dorf im Norden Deutschlands in landwirtschaftlicher Nutzgegend. Als das Haus vor gut 20 Jahren gekauft und komplett entkernt wurde, war das Erste, was ich tat, einen Ofen zu installieren. Der alte, schedderige Kachelofen flog raus und ich mauerte einen ziemlichen Koloss um einen 11kw-Einsatz herum (siehe Abbildung). Der Einsatz verfügt über ein Backfach über der Brennkammer und mehrere Heiß- und Warmhaltebereiche sowie Verdunster und ein Schwerkraftventilationssystem. Der Brennraum fasst Scheite bis zu 40x30x40cm (LBH), schluckt also auch gern mal ganze Stammabschnitte. Auch ein 25kg-Paket Briketts kann man da so wie es ist reinstellen. Ich habe den Ofen "Die Gehenna" getauft. Er wird nur ab -5°C in Betrieb genommen, und wenn ich Lust auf Sauna im Wohnzimmer habe. Der Hauptkamin verläuft zentral in der Mitte des Hauses und die Decken sind aus Sandputz, das Obergeschoss verfügt im Winterbetrieb also über Fußbodenheizung.

In der Küche habe ich eine alte Severin-Küchenhexe installiert, ebenfalls mit Backfach, mit einem Feuerring und großzügiger Kochplatte. Die läuft im Winter eigentlich durchgehend, darauf wird gekocht, gebraten und es stehen immer 5-7l heißes Wasser bereit. Über der Hexe habe ich aus verzinkten Regalen noch eine Trocknungsdarre mit 4 Etagen angebracht. Beschickt wird die relativ kleine Brennkammer tagsüber mit Schwarten- und Palettenholz, nachts gibt es Briketts zum Schlummern. Die Hexe temperiert den Ziegelkamin stets angenehm bis ins Obergeschoss.

Geplant ist noch ein Badeofen, der ebenfalls mit Holz befeuert wird. Als Fallbacklösung stehen noch Gasöfen bereit, tagsüber kann die Photovoltaikanlage auch Infrarotheizungen speisen. Für meine Bedürfnisse ist dies das Optimum, denn  Holz gibt es in meiner Wohngegend genug, ich kann reichlich davon lagern und ich habe keine Angst vor Staub und Asche.

Ofen und Küchenhexe

2) Home Prepping - Mietwohnung /-haus

Etwas schwieriger könnte es werden, wenn man zwar auf dem Land, jedoch zur Miete wohnt. Nicht unbedingt jeder Vermieter möchte, dass seine Mieter Feuer anzünden, nur weil es kalt ist.

Bei der Wohnungssuche auf dem Land sollte man also auf Schornsteinanschlüsse achten und den Vermieter fragen ob ein Ofen vorhanden bzw. der Anschluss möglich ist. Eine Aufstellgenehmigung inklusive Abnahme durch den Bezirksschornsteinfeger sollte schriftlich festgehalten werden. Ist dies nicht möglich, können Petroleum- oder Paraffinheizungen im Notfall zum Einsatz kommen (auf die Brandrauchmelder achtgeben!). Die meisten Geräte eignen sich auch als Notfallherd zum Erwärmen von Wasser und Nahrung.

Petroleumheizung

3) Home Prepping - Etagenwohnung

Wer in dicht besiedeltem Gebiet oder gar in der Großstadt lebt, wird mitunter vor erhebliche Probleme gestellt, wenn es darum geht, stromlos zu heizen. Problematisch sind in solchen Strukturen sowohl die Brennstofflagerung als auch der Betrieb von Verbrennern selbst.

-> Heizen mit Bioethanol
In der Stadtwohnung tut oft der Ethanolkamin seinen Dienst, da er nicht selten als dekoratives Raumelement vorhanden ist. Eine simple Konstruktion, die beim Verbrennen von Bioethanol Wärme und Licht erzeugt, allerdings auch Wasser. Problematisch sind auch bei dieser Form der Wärmeerzeugung die im Abgas abgegebenen Schadstoffe, neben Kohlenmonoxid auch Formaldehyde und Benzole. Alles, was ohne Schornstein abbrennt, gibt die Abgase direkt an die Umgebung ab. Beim Kauf eines Ethanolofens darauf achten, dass das Gerät nach der Norm DIN EN 16647 geprüft worden ist. Von den Betriebskosten her ist der Ethanolofen der Petroleumheizung ähnlich, es muss bei 12-stündigem Betrieb eines Gerätes mit 15,- Euro pro Tag gerechnet werden, ungefähre Vergleichswerte:

  • Heizöl: Faktor 1 (2022: 1,50 € /10 kWh)
  • Erdgas: Faktor 0,9
  • Propangas: Faktor 0,3
  • Scheitholz: Faktor 0,5
  • Pellets: Faktor 0,6
  • Bioethanol: Faktor 6,0

Bio Ethanolofen

-> Heizen mit Propangas
Eine sehr effektive Methode, Brennstoffe in Wärme umzuwandeln, bieten Gasheizungen für LPG (Propan- /Butangas, oder Gemisch). Es wird in verschiedenen Gebinden komprimiert angeboten (häufig in 5kg oder 11kg Pfand- oder Eigentumskleinflaschen). Die Dichte nach DIN 51622 beträgt für Propan 2,037 kg/m³ und Butan 2,66 kg/m³. Der Brennwert von Propan, aus dem Flüssiggas hauptsächlich besteht, liegt bei 28,095 kWh/m³, der von Erdgas bei nur circa 10,02 kWh/m³. Im Vergleich mit Heizöl liegt der Brennwert Propans unter Verwendung anderer Maßeinheiten bei 13,98 kWh/kg. Die Brennwerte von normalem und schwerem Heizöl sind jeweils deutlich geringer. Für ersteres liegt der Brennwert bei 12,6 kWh/kg, für letzteres bei circa 11,8 kWh/kg. 2 kg/h Flüssiggas lassen sich stoßweise aus der 11 kg-Flasche entnehmen, das entspricht immerhin knapp 25 kW. Aber bei der periodischen beziehungsweise dauerhaften Entnahme sinkt auch hier die Kurve kontinuierlich. Wer über einen langen Zeitraum Gas aus der 11 kg-Flasche zieht, kann mit circa 4 kW kalkulieren, was einen guten dauerhaften Heizwert ergibt. Das Problem bei der Propangasverbrennung ist der hohe Anteil an Oxidationswasser. Der mol-Wert ist 1:4, also aus 1 mol (Molare Masse) Gas wird 4 mol Wasser. Einen im Winter gasgeheizten Raum erkennt man an den beschlagenen Scheiben, an denen das Wasser herunterläuft. Wer es spaßeshalber gern selbst nachrechnen möchte, hier die Reaktionsgleichung: 

  • C3H8  +  5 O2   →   3 CO2  +  4 H2O
  • Molare Masse Propan (C3H8): 44,1 g mol-1
  • Stoffmenge n (C3H8)  =  1000g  /  44,1 g mol-1  =  22,675 mol
  • Aus 22,675 mol Propan bilden sich analog 22,675 mol * 4  =  90,7 mol H2O.
  • Molare Masse H2O: 18 g mol-1
  • 90,7 mol ergeben dementsprechend ( 90,7 mol * 18 g mol-1  = ) 1632,6 g Wasser.
  • Das bedutet: aus 1 kg Gas werden ca. 1,6 kg Wasser.

Gasheizung

-> Heizen mit Behelfsmitteln
Eine weitere Möglichkeit, sich Wärme zu verschaffen, sind Kleinfeuerstellen, die sich zum Erwärmen von Nahrung sowie zur direkten Aufwärmung eignen (Körperteile, Kleidung, Schlafsack), jedoch nicht, um ganze Räume zu heizen.

  • TEELICHTER - Gern werden von findigen Onlinehändlern zu horrenden Preisen sogenannte "Teelichtöfen" angeboten.  Wird wieder diskutiert, ist ziemlicher Bullshit. Für sowas nen Fuffi hinzulegen, ist kompletter Irrsinn. Für den Betrag bekommt man in der Bucht schon ne funktionierende gebrauchte Petroleumheizung mit 3 KW. Die gesamte (!) Heizleistung eines Teelichts liegt bei etwa 40-100 Watt (je nach Beschaffenheit), es braucht aber ca. 1kW/qm/Tag, oder bei 20 Quadratmetern im Raum etwa 250 hochwertige Teelichter. Gefahr: werden mehrere Teelichter unter so einem Blumenpott zusammengestellt, kann das Wachs verdampfen und es kann zur Verpuffung kommen. Sowas kann man im Winter im kleinen Gewächshaus aufstellen oder auf dem Küchentisch, um ne Dose warmzumachen oder sich die Hände zu wärmen, aber als Notheizung taugen die Dinger schlichtweg nix. 
  • GRABLICHTER - FINGER WEG! Diese haben im Innenbereich absolut nichts zu suchen, der Brennstoff ist minderwertig und mit Mineralölbestandteilen durchsetzt. Die Abgase sind gesundheitsschädlich! Grablichter gehören auf den Friedhof - Name follows function!
  • BRENNPASTE - Ethanolportionen, die mit Gelbildnern versetzt sind. Hier am besten auf Cellulose-Derivate als Binder zurückgreifen, diese verbrennen weitgehend rückstandslos. Offenes Feuer, daher auf Sicherheit achten. Gut geeignet zum Erhitzen von Mahlzeiten und Wasser, auch zum Händewärmen.
  • LATENTSPEICHER - Phasenwechselspeicher (PCM) speichern zugeführte Wärme (z.B. aus dem Wasserband) und nutzen die durch Zustandsänderung des Stoffes (z.B.  Natriumacetat-Trihydrat) freigesetzte Wärmenergie. Sie werden auch als Wärmekissen oder Taschenwärmer bezeichnet. Meist wiederverwendbar und in Kleidung und Schlafsäcken (zum Vorwärmen) gut einsetzbar.
  • THERMOPAD - Chemische Handwärmer als Einwegprodukte zum Einsatz in Kleidung, Schlafsack, Handschuhen usw., enthalten oft Wasser, Vermiculit, Salz, Eisenpulver, Aktivkohle und erwärmen sich auf ca. 50°C für bis zu 12 Stunden Wärmeabgabe.

Es gibt natürlich viele weitere Methoden, Wärme zu erzeugen (z.B. Benzin Taschenofen usw.), all diese sind jedoch nur "am Mann" geeignet. Um Räume zu heizen, bedarf es der Freisetzung größerer Mengen an Wärmeenergie.

Kleinheizungen

SHTF - WAS TUN?

Licht aus, Strom weg, Wasser auch, Heizung aus. Blackout oder kompletter Zivilisationsausfall. Zunächst einmal muss die eigene Situation analysiert werden. Herrscht tatsächlich Heizbedarf, sollte der Einsatz der Vorratsenergie gut durchdacht sein.

In der Wohnung den kleinsten bewohnbaren Raum als beheiztes Zimmer auswählen, maximal 20 Quadratmeter. Um nächtens die Heizenergie zu sparen, können im Raum Biwakzelte aufgestellt werden, in denen z.B. Schlafsäcke mit Kleinstheizungen erwärmt werden. Warme Kleidung, Schlafsack mit kleiner Wärmequelle (z.B. Thermopad), Biwakzelt - diese Zwiebelschalenkombination hält bis zu -20°C aus!

Die Küche kann als Tagesraum mit einer Notheizung (z.B. Katalytofen oder Petroleumheizung) beheizt werden, wobei die Wärmenergie gleichzeitig zum Kochen genutzt werden kann. Heiße Getränke zu sich nehmen hilft sehr! Da dieser Raum gelüftet werden muss, kann hier auch Körperwäsche getrocknet werden.

Vorräte, die nicht frostverträglich sind, sollten in der Küche gelagert werden, andere Vorräte können in unbeheizten Räumen verwahrt werden.

SICHERHEIT GEHT VOR!

  • Brennbare Flüssigkeiten in sicheren Gefäßen kühl und dunkel lagern und regelmäßig kontrollieren.
  • Brennstoffe weit vom Feuer entfernt vorhalten, Feuer zum Nachtanken löschen.
  • Offenes Feuer niemals unbeaufsichtigt brennen lassen.
  • Keine selbstentzündlichen Materialien verwenden.
  • Kinder und Tiere von Wärmequellen auf Sicherheitsabstand fernhalten.
  • Geheizte Räume regelmäßig durchlüften um Sauerstoff zuzuführen, Wasserdampf abzuführen und dadurch auch die Heizleistung zu verbessern.
  • Heizgeräte mit Sicherheitsabschaltung verwenden.
  • Batteriebetriebene CO2-/Gaswarner in Knöchelhöhe im Raum anbringen

Viele weitere Tipps und Tricks für die Krisenvorbereitung befinden sich in meinen Krisenratgebern: www.prep24.de

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